Wenn Geschichte lebendig wird – Siebtklässler tauchen in Flucht- und Vertreibungserfahrungen ein
Wie fühlt es sich an, plötzlich alles hinter sich lassen zu müssen – Heimat, Familie, Sicherheit?
Zehn Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen haben sich in ihrer Freizeit freiwillig genau mit dieser Frage beschäftigt. Sie nahmen am landesweiten Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“ teil, der vom Innenministerium, dem Kultusministerium Baden-Württemberg und dem Haus der Heimat organisiert wurde. Das diesjährige Motto: „Weggehen müssen… – Flucht und Vertreibung“.
Das Thema könnte aktueller kaum sein: Millionen Menschen sind auch heute noch auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Gewalt. Der Wettbewerb forderte die Teilnehmenden auf, sich mit der historischen Dimension von Flucht und Vertreibung auseinanderzusetzen – und dabei auch Parallelen zur Gegenwart zu erkennen.
Ein besonderer Höhepunkt war das Treffen mit dem Historiker Dr. Semmler, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs Friedrichshafen. Er berichtete über das frühere Buchhorn, das Leben der Menschen dort, das Kloster Löwental und das Recht auf Klosterasyl. Die SchülerInnen konnten dabei nicht nur viel erfahren, sondern auch gezielt Rückfragen an den Experten stellen.
Im kreativen Teil des Projekts arbeiteten die Jugendlichen unter dem Titel „Auf der Flucht – Einen Erzählanfang fortschreiben“. Sie entwickelten eigene Geschichten rund um zwei Kinder, die nach einem Überfall auf ihr Dorf fliehen müssen – und beschrieben dabei Gedanken, Ängste und Hoffnungen der Figuren.
Die entstandenen Texte beeindrucken durch Einfühlungsvermögen, Fantasie und historisches Verständnis. Die Schülerinnen und Schüler bewiesen, dass sie sich nicht nur in fremde Lebenswelten hineinversetzen, sondern auch komplexe Themen reflektiert und kreativ verarbeiten können.
Wir, eure Geschichtslehrerinnen, Melanie Ibele, Laura Reisch, Rebekka Schnell und Sonja Stier, gratulieren allen Teilnehmenden und PreisträgerInnen Lana Zarzour, Noah Lißner, Lea Dahlhoff, Inga Grimm, Mari de Vries, Sophie Strehlau, Sophia Hund und Marie Pantke herzlich!
Euer Engagement ist ein starkes Zeichen für Menschlichkeit und Erinnerungskultur – und dafür, dass Geschichte mehr sein kann als nur ein Blick in die Vergangenheit. (L.Reisch)