Es ist nur die Pubertät

„Ihre Kinder sind ganz normal, es ist nur die Pubertät“ -
„Herr Bo“ sorgt für unterhaltsamen Informationsabend bei Eltern und Lehrerschaft des KMG und GZG
 

Die Pubertät ist eine Phase, die für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung darstellen kann:
für die Jugendlichen selbst, ihre Eltern, ihre Lehrkräfte, ihr soziales Umfeld. Wie groß das Interesse – und manchmal auch die Verzweiflung – in Anbetracht dieses Themas daher ist, zeigte sich am großen Zulauf am Abend des 23. Oktobers. Da füllte sich das Cinéma des Karl-Maybach-Gymnasiums fast bis auf den letzten Platz: Über 200 Eltern und Erziehungsberechtigte, Lehrerinnen und Lehrer des Graf-Zeppelin-Gymnasiums (GZG) und des Karl-Maybach-Gymnasiums (KMG) waren gekommen um dem Vortrag von Christoph Bornhauser „Ihre Kinder sind ganz normal, es ist nur die Pubertät“ zu folgen.
Seit Beginn des Schuljahres hatten beide Schulen gemeinsam für den Abend geworben – ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr das Thema Pubertät alle verbindet. Schulleiter Felder lobte in diesem Zusammenhang die gelungene Kooperation beider Schulen bei wichtigen Themen wie diesem Elternabend, den das GZG unter Leitung von Nina Schobloch initiiert hatte.
Doch was erwartete nun das Auditorium? „Herr Bo“ natürlich, wie er leibt und lebt! Bornhauser, Neurobiologe, Pädagoge und erfahrener Lernbegleiter, versteht sich immerhin seit Jahrzehnten in ausgezeichneter Weise darauf, seine fachlichen Erkenntnisse aus Hirnforschung und Entwicklungspsychologie mit persönlichen Erfahrungen als Vater und Lehrer zu verbinden und mit trockenem, ja herzerfrischendem Humor zum Thema Pubertät zu referieren. So wurde der rund zweistündige Vortrag zugleich informativ, unterhaltsam und überraschend kurzweilig. Zahlreiche Eltern nickten zustimmend bei den geschilderten Alltagsszenen und ihren Erklärungen – viele
Wiedererkennungseffekte führten zu lachenden und auch nachdenklichen Momenten im Publikum.
Inhaltlich machte Bornhauser dabei deutlich: Pubertät ist kein vorübergehender Ausrutscher einzelner Familienmitglieder, sondern ein zeitüberdauerndes, biologisch verankertes, notwendiges Phänomen – ein „biologisches Roulette“, das sich durch die Menschheitsgeschichte zieht. Diese Perspektive nimmt Eltern ein wenig die Last, etwas grundlegend „falsch“ gemacht zu haben, wenn
Jugendliche plötzlich stark emotional reagieren, sich zurückziehen oder Schwierigkeiten mit Planung und Organisation zeigen. Zugleich betonte Bornhauser, dass Wissen allein oft trotzdem nicht sofort helfe: „Das ganze Wissen, das ich hier präsentiere – es hat mir in den Momenten selbst mit meinem Sohn nichts geholfen. Erst danach, als ich wieder von meinen Emotionen runtergekommen war und ich mir das Ganze dann in Ruhe erklären konnte. Aber ich kann Sie beruhigen: Das ist normal – und in Ordnung.“ Viel wichtiger sei das ehrliche Bemühen, eine gute Beziehung aufrecht zu erhalten, trotz allem „dran“ zu bleiben und die Jugendlichen in dieser Phase
nicht aufzugeben. Denn manchmal brauchten auch die vermeintlich Widerspenstigsten in dieser Zeit einfach nur eine Umarmung oder Kontakt – und die Eltern die Gewissheit, dass es auch wieder vorüber gehe.
Das sei bisweilen gar nicht so leicht, denn die alltäglichen Konsequenzen und Herausforderungen, die mit dem neuronalen Umbau im Gehirn und mit der eingeschränkten „Funktionsweise“ des Frontallappens bei den Jugendlichen einhergehen, haben es immer wieder in sich: RationalesDenken, Emotionskontrolle, Planungsfähigkeit sind nur einige Aspekte, die Jugendlichen in dieser Zeit schwerer als sonst fallen. Aber auch die Notwendigkeit von ausreichendem und gutem Schlaf hob Bornhauser in dieser Phase als Schlüssel für eine gesunde Entwicklung hervor. Eltern müssten nicht zuletzt deswegen dafür Sorge tragen, dass sämtliche Bildschirme aus dem Schlafzimmer weichen, „auch wenn das gar nicht so leicht ist.“
Der Abend endete mit viel Applaus und äußerst positiver Resonanz. Bornhauser zeigte sich sichtlich gerührt, auch von der großzügigen Spendenbereitschaft des Publikums: Die Spenden für seine Vorträge lässt er dem Förderverein seines SBW Haus des Lernens in der Schweiz zukommen. Sie ermöglichen, Jugendliche auf dem Campus in besonderer Weise zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, Lebensperspektiven zu entwickeln und umzusetzen.
Für die Besucherinnen und Besucher indes dürfte der Abend noch eine weitere Erkenntnis gebracht haben, nämlich nicht allein zu sein – und es irgendwann auch geschafft zu haben. Weiterführende Informationen und Eindrücke zum Vortrag gibt es auf der Seite von Christoph Bornhauser: www.herrbo.ch , die Folien zum Vortragsabend finden Sie über die Homepage des GZG.

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