Wir hatten am GZG Besuch vom Ehepaar Michalski. Sie haben extra die weite Reise nach Friedrichshafen auf sich genommen, um uns ihre Geschichte zu erzählen. Zeitzeugen, die vom Dritten Reich berichten können, gibt es nur noch wenige, so hatten wir großes Glück, dass Frau Michalski die Lebensgeschichte ihres Mannes und seiner Familie erzählen konnte.
Franz Michalski kam 1934 zur Welt, ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers. Er erlebte die Zeit der Verzweiflung also als junges Kind. Seine Eltern Herbert und Lilli waren erfolgreiche Unternehmer katholischen Glaubens. Weil aber Lillis Eltern Juden waren, war die ganze Familie im Fokus der Nazis. Es war erschütternd zu hören, was der junge Franz und sein kleiner Bruder Peter alles durchlebt haben. Schon im Kindergarten werden sie als "Judenlümmel" gemobbt und alleine gelassen. Mit dem Älterwerden bekommt Franz immer mehr von den Sorgen und Ängsten der Erwachsenen mit, zusätzlich werden die anti- semitischen Gesetze immer strenger und die ersten Verwandten werden deportiert.
Nach nur eineinhalb Jahren darf Franz die Schule nicht mehr besuchen. An Franz' zehntem Geburtstag soll die Familie deportiert werden Da ein befreundeter Polizist ihnen rechtzeitig Bescheid gibt, können sie noch fliehen. Bis zum Ende des Krieges wechseln sie mehrmals das Versteck und kommen oft nur knapp mit dem Leben davon.
Alles in allem ist das eine sehr bedrückende Kindheit, von der Frau Michalski uns erzählt hat. Es ist erschreckend, wenn einem Elfjährigen vom Vater eine Pistole in die Hand gedrückt wird- mit den Worten: „Wenn die Gestapo kommt, erschieß zuerst deine Mutter, dann Peter dann dich selbst."
Doch mindestens ebenso beeindruckend wie der Inhalt des Gesagten war die Art and Weise, wie die beiden erzählt haben. Herr Michalski hat stet ein Lächeln im Gesicht und seine Frau hat uns mit viel Humor die lustigsten Anekdoten erzählt. Immer wieder hat sie das Positive erwähnt, was in Franz' Leben für Hoffnung und Freude gesorgt hat: sein kleiner Bruder, sein "Ersatzunterricht" oder wie ihm Brot geschenkt wird, sind nur einige Beispiele. An ihrer positiven Erzählweise konnte man erkennen, warum sie ihre Geschichte erzählen: um die stillen Helden" zu ehren. Alle Leute, die der Familie beim Überleben geholfen haben: vom Kindermädchen Emma, über Arbeitskollegen und Freunde bis hin zu wildfremden Menschen. Von dieser positiven und dankbaren Lebenseinstellung kann auf jeden Fall jede und jeder noch etwas lernen.
(M. Rall/ K2)